Geschichte

[ Über die Entstehung von Schönborn und Umgebung ]

Unser Ort Schönborn liegt im westlichen Zipfel der Niederlausitz, die ihren Namen dem slawischen Stamm der Lusici ( Lausitzer ) verdankt.

Ursprünglich siedelten hier, wie auch im gesamten Gebiet zwischen Elbe/Saale und Oder , germanische Stämme, in der Niederlausitz in chronologischer Abfolge die Sueben, Vandalen, Burgunder und die Rugier, die im ausgehenden 4. Jahrhundert mit der Völkerwanderung die Niederlausitz verließen.

Ab dem 7. Jahrhundert zogen in die aufgegebenen Gebiete slawische Stämme unterschiedlicher Siedlungsgruppen und in verschiedenen Etappen, vornehmlich aus polnischen Gebieten.Durch einen Integrations- und Assimilationsprozess kam es zur Herausbildung des Stammes der Lusici, die urkundlich erstmals in der Mitte des 9. Jahrhunderts erwähnt wurden ( pagus lusici, Gau der Lausitzer ). Die Lusici siedelten westlich und südlich des Spreewaldes – bis hin zum Niederlausitzer Landrücken. In diesem Stamm gingen schließlich kleinere Stämme und Gruppierungen auf, die diesseits und auch jenseits der Oder siedelten.

Im Namen „Lusica“ ( Bezeichnung für das Land der Lusici ) widerspiegelt sich der Charakter der Landschaft. Abgeleitet von dem altsorbischen  dЪbrЬ steht die Bezeichnung Lausitzfür „Grassumpf, Wiesenbruch, sumpfige Niederung“.
Seit dem 9. Jahrhundert wurden die Lusici in militärische Auseinandersetzungen mit dem karolinischen und später mit dem ostfränkischen Reich verwickelt. Mit der Entstehung des Deutschen Reiches im 10. Jahrhundert waren die Lusici einem ständigen Eroberungsdruck ausgesetzt.
Da mit Unterstützung der Slawen die Ungarn das junge Deutsche Reich mit verheerenden Raubzügen ernsthaft bedrohten, begann König Heinrich I. zu Sicherung der Ostgrenze 928 und 929 mit der Unterwerfung der Elbslawen. 932 wurden auch die Lusici - tributpflichtig - unter eine lockere deutsche Oberherrschaft gezwungen. Mit der endgültigen Unterwerfung der Slawen zwischen Elbe/Saale und Oder beauftragte König Otto I. Markgrafen.
Durch ein energisches und skrupelloses Vorgehen gelang 963 Markgraf Gero die endgültige Niederwerfung des Lausitzgaues, der fortan fest in deutscher Hand blieb und der Ostmark zugeordnet wurde. Gesichert wurde die deutsche Herrschaft durch ein Burgwardsystem. Doch von einer Eindeutschung der Mark Lausitz, der Ostmark, konnte noch keine Rede sein. Wohl aber begann eine Missionierung und Christianisierung der Lausitz, die vorerst dem Bistum Magdeburg und seit 971 Meißen unterstand.
Erst im 12. Jahrhundert – nach der Belehnung des Meißner Markgrafen, Konrad von Wettin, mit der Mark Lausitz ( 1136 ) – setzte der Landesausbau ein.
Konrads Sohn, Dietrich von Landsberg, stiftete als Markgraf der Lausitz 1165 das Zisterzienserkloster Dobrilugk mit der Absicht, den Landesausbau in unserer Region zu forcieren.
Der Mönchsorden der Zisterzienser hatte sich in Europa einen guten Ruf erworben als Urbarmacher von Ödland.
Von Citeaux, dem Stammkloster, aus hatte der Orden eine Reihe europäischer Länder mit einem Netz von Mutter-Tochter-Klöstern überzogen.

Die in Dobrilugk anrückenden 15 Mönche kamen aus dem Mutterkloster Volkenrode in Thüringen.

Da das Kloster von den wettinschen Landesherren reichlich mit Landbesitz ausgestattet wurde, sahen sich die Mönche außestande, diesen allein wirtschaftlich zu erschließen. Deshalb riefen sie deutsche Bauern in ihr Klostergebiet und gründeten mit den Kolonisten die Dörfer Kyrkhagen ( Kirchhain ), Witheroldeshagen ( Werenzhain ), Heinrikesdorp ( Hennersdorf ), Luge ( Lugau ), Vishwazer ( Fischwasser ), Lindenowe ( Lindena ) und Schonenburn ( Schönborn ).
Bereits die Lautgestalt einiger Ortsnamen deutet auf die Herkunft der Kolonisten, auf den niederdeutschen Raum, auf die Region des Niederrheins. Aber auch aus dem Mitteldeutschen, besonders dem Oberfränkischen, kamen Siedler in unsere Region. Dafür sprechen die Ortsnamen wie Frankena und Frankenhain.
Mit der planmäßigen Aufsiedlung seines Kerngebietes wurde das Kloster Dobrilugk zu einem Kristallisationspunkt für die weitere Erschließung des Kirchhainer-Finsterwalder-Beckens. Wie die Zisterziensermönche riefen in einer späteren Ausbauphase kleine Adlige abermals deutsche Siedler in den westlichen Zipfel der Niederlausitz und gründeten ebenfalls neue Siedlungen, die kranzförmig um das Klostergebiet angelegt und im 13./14. Jahrhundert vom Kloster Dobrilugk erworben wurden durch Kauf, Tausch oder Schenkung.
 

[ Das Klosterdorf Schönborn ]

Obwohl das Klosterdorf Schönborn erst 1234 urkundlich erwähnt wurde, dürfte es um 1200 von niederdeutschen Kolonisten ( wahrscheinlich von Flamen ) angelegt worden sein, und zwar an einer lebensnotwendigen Wasserstelle,  einem Bach, dem späteren Mühlgraben. Den historischen Ortskern haben wir im Unterdorf zu suchen.

Die aus „wilder Wurzel“ entstandene Siedlung war unter der Leitung der Zisterzienser oder eines von ihnen beauftragten Lokators planmäßig als Großform, als ein zweireihiges Wegedorf, angelegt worden. In ihrer OSO – WNW – Ausdehnung orientierte sich die wachsende Siedlung an einer natürlichen Leitlinie, an dem bereits erwähnten Bach.
Das Unterdorf weist aber auch Merkmale eines Angerdorfes auf. Der auf der Dorfaue sprudelnde „Schonenburn“ ( seit 1935 Wasserwerk ) gab unserem Ort seinen Namen ( 1234 Schonenburn, 1275 Schonenburne, 1373 Schonenborne, 1515 Schonborne )
Als einen bemerkenswerten spätromanischen/frühgotischen Backsteinbau würdigen die Kunsthistoriker die Schönborner Kirche, die sie auf das 2. Viertel des 13. Jahrhunderts datieren. Einige Gemeinsamkeiten mit der Klosterkirche von Doberlug ( Baumaterial, Entstehungszeit, künstlerische Details ) sprechen dafür, dass die Dobrilugker Mönche einen maßgeblichen Einfluss auf die architektonische Gestaltung unserer Dorfkirche ausgeübt haben. Zu ihren sehenswerten Kleinodien zählen eine Einbaumtruhe aus Eichenholz ( auf 1196 ± 10 ) datiert, ein spätgotischer Flügelaltar ( 1513 ), ein spätgotisches hölzernes Sakramenthäuschen, eine barocke Sandsteinkanzel ( 1655 ) und eine barocke Holzfigur eines schwebenden Taufengels ( Anfang 18. Jh. ).

Bereits am Beginn der Neuzeit ( vor 1544 ) präsentierte sich Schönborn als ein großes Dorf, das sich mit 29 Hüfnern und 20 Gärtnern ( kleinere Bauern ) schon ins Oberdorf erstreckte. Für die Größe des Ortes sprach auch die Existenz von drei Wassermühlen ( um 1600 ).

Im Zuge der Reformation gerieten ab 1541 mit der Säkularisierung des Dobrilugker Klosters die Schönborner Klosteruntertanen in die Hand weltlicher Grundherren, gehörten sie zur Pfandherrschaft Dobrilugk, danach zur Herrschaft und zum sächsischen Amt Dobrilugk und ab 1815 – 1874 zum preußischen Rentamt Dobrilugk.

 

[ Entwicklung zum Industriedorf ]

Wie viele Dörfer der Niederlausitz blieb Schönborn bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein ausschließlich  agrarisch geprägter Ort, dessen Bewohner in der Mehrzahl ein kümmerliches Dasein fristeten.

Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Schönborn erst am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Expandieren des Braunkohlenbergbaus am Buchbornberg. Ca. 100 Meter oberhalb der Schönborner Waldbühne trat vor etwa 160 Jahren ein Ausgehende  des zweiten Lausitzer Braunkohlenflözes zu Tage, dass kostengünstig mit einfachen Mitteln abgebaut werden konnte.
Der Schatz vom Buchbornberg prägte maßgeblich die Geschichte und Entwicklung unseres Dorfes. Die von Tuchfabrikanten, Ziegeleien, Brauereien und Schnapsbrennereien begehrte Rohbraunkohle begann die Gemeinde mit dem Steiger Merkel im Sommer 1847 abzubauen. Im Oktober 1847 sicherte sich eine Bergbaugesellschaft mit einem Vertrag die Abbaurechte am Buchbornberg.
Die Grube bei Schönborn gilt als älteste Braunkohlengrube der Region ( der Altkreise Luckau und Liebenwerda ), nicht ( ! ) der Niederlausitz. Der Kleinbetrieb baute mit 3 – 5 Beschäftigten in einer flachen Mulde im Tagebau mit Hacke, Schaufel und Holzkarre die Kohle ab. ( Ermöglicht durch die geringe Mächtigkeit des Deckgebirges von ca. 2 m ).
1851 hatte der Fisterwaldaer Tuchfabrikant Moritz Seydel, zuletzt Sprecher der Bergbaugesellschaft, von dieser das Bergwerk aufgekauft.
Das Bergamt legte 1852 den Grubenbetrieb still infolge eines Rechtsstreites und einer nicht vorhandenen Betriebsgenehmigung. Erst 1857 nahm eine neue Bergbaugesellschaft ( Faktor Knauer und Genossen aus Gröbers ) den Grubenbetrieb wieder auf unter dem Firmennamen Grube „Pauline“ bei Schönborn, die bis 1908 fortbestand.
Der Kleinbetrieb baute vorerst mit zehn Beschäftigten die Kohle sowohl im Tage- als auch im Tiefbau ( ab 1859 im Pfeilerbruchbau ) ab.
Die Mächtigkeit des Deckgebirges bestimmte die Art des Abbaues. ( Ab Mitte der 1880er Jahre nur noch im Tiefbau ). Der enorme Bedarf an Kohle in den Haushalten und der Industrie ( ! ) ließ Ende der 1880er Jahre den Grubenbetrieb expandieren, so dass die „Pauline“ sich in den 1890er Jahren zu einer leistungsfähigen Bergwerksanlage entwickelte, insbesondere durch die Inbetriebnahme:
 

-         einer Brikettfabrik ( April 1882 ), der ersten in der Region

-         des auf 41,1 m abgeteuften Fahr- und Förderschachtes „ Margarethe“,

          des tiefsten Schachtes der Region ( 1889 )

-         einer Dynamomaschine zur Erzeugung von elektrischem  Strom ( 1889 )

-         der übertägigen doppelgleisigen Kettenbahn ( 1889 )

-         der untertägigen doppelgleisigen Kettenbahn ( 1892 )

-         des zweiten Fahr- und Förderschachtes „Glückauf“ ( 1901 – 1905 )

-         einer Hochseilbahn ( 1901 – 1905 )

-         eines Förderschachtes in der Nähe der Brikettfabrik. ( 1905 )

 
Die Zahl der Beschäftigten stieg von ca. 30 ( 1883 ) auf 126 ( 1889 ), schließlich auf 140. In der Brikettfabrik arbeiteten davon 52 mehrschichtig, darunter 8 Frauen.
1908 ging die Grube „Pauline“ in Konkurs, da ihr Abbaufeld ausgekohlt war.
Mit dem Abbaufeld Eichwald lebte die Grube „Pauline“ mit  ca. 80 Beschäftigten noch einmal auf als „Rückersdorfer Kohlenwerke GmbH“ mit Sitz in Dresden.
Die günstige Lage der Grube „Pauline“ bewog 1899 den Unternehmer Ernst Jähde, seine Glasfabrik „Johannahütte“ mit 100 Beschäftigten in der Nachbarschaft des Bergwerkes anzulegen. Mit mundgeblasenen Gläsern für Petroleum-, Gas- und Karbidleuchten erlangte die Schönborner Glasfabrik bald Weltgeltung, so dass am Vorabend des Ersten Weltkrieges die Belegschaft auf nahezu 200 Beschäftigte angewachsen war.
Der ständige Zuzug von Arbeitern und deren Familien sowie eine hohe Geburtenrate bewirkten um 1900 eine wahre Bevölkerungsexplosion in unserem Dorf, so dass der Niederlausitzer Anzeiger am 17. Juni 1904 Schönborn „...als einen bedeutenden Industrieplatz des Kreises Luckau“ charakterisierte. Heute künden nur wenige Spuren von dem einstigen Schönborner Bergbau.

Im Glaswerk, das zu DDR- Zeiten Bleikristallprodukte bester Qualität in viele Länder der Welt lieferte, produziert heute das Unternehmen Sovitec Glasperlen GmbH mit 17 Arbeitskräften hochwertige Glasperlen mit einem Durchmesser von 0,5 – 2,5 mm, die vornehmlich zur Straßenmarkierung verwendet werden.

Die exzellente Retroreflexion dieser Glasperlen ermöglicht eine gute Sichtbarkeit der Markierungen auch bei Nacht. Ein optimales Gemisch der Perlen mit Glasgranulat verbessert nicht nur die Griffigkeit, sondern erhöht auch die Lebensdauer der Applikationen auf der Fahrbahn.
Wie einst die Glasfabrik „Johannahütte“ ihre Produkte in alle Welt versandte, so liefert das Werk Sovitec Glasperlen nach Spanien, Belgien, Frankreich, Dänemark und in die USA.
Im Kristallcenter ( im ehemaligen Verwaltungsgebäude ) kann der Besucher Bleikristallwaren kaufen und zugleich sich ein Bild machen von der breiten Produktpalette des einstigen Glaswerkes und von der hohen handwerklichen Kunst der Schönborner Glasmacher und –schleifer.
 
Im postindustriellen Zeitalter hat sich Schönborn in der näheren und weiteren Umgebung auf kulturellem Gebiet einen Namen gemacht mit seiner Waldbühne.